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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Schürer, Oskar: Deutsche Kunst Düsseldorf 1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0218

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Deutsche Kunst Düsseldorf 1928

208

RICHARD MÜLLER—DRESDEN

für die Düsseldorfer, daß sie ihrer Ausstellung
den Charakter der repräsentativen geschaffen
haben. Nicht nur der Zahl nach, in der sie vor
Hannover den Vorsprung hat. Das allein bärge
nur Gefahr, der hier nicht ganz ausgewichen
wurde. 854 Nummern sind nun einmal zuviel
für ein klar gestelltes Problem. 100 gute Kunst-
werke — das wäre schon viel für eine Landes-
ausstellung der letzten Jahre. Bei 854 schwimmt
viel Überflüssiges mit. Dennoch ist ein schönes
AUgemeinniveau hier erreicht. Und so dürfen
wir sagen: nicht nur der Zahl, auch der Art
nach. Darin hat Nürnberg der Düsseldorfer den
Vorsprung leicht gemacht; in Nürnberg herrscht
das demokratische Prinzip: von jedem Künstler
ein Bild. Bei 500 Bildern also 500 Künstler.
Spürt man den Pferdefuß einer falsch verstan-
denen Demokratie in der Kunst. Nürnberg ist
eine Zufallsschau gebheben, — neben der Dürer-
Ausstellung doppelt deprimierend. Düsseldorf
ist mehr.

Aber noch mal „deutsche Kunst". Es for-
dert eben doch den Vergleich heraus: „fran-
zösische !" Gar bei einem, der gerade aus Paris
kommt. Eben wurden dort die beiden „Salons"
eröffnet. Den großen im Grand Palais sollte
man nur im Automobil besuchen. 10 000 Num-
mern oder mehr. Der „Salon des Tuileries"
an der Porte Maillot dünkt sich mit seinen nur
4000 Nummern sehr gehoben. Ist es auch —

»AUF DEM HEUBODEN«

durch einzelne. Im ganzen wirkt er doch depri-
mierend. Aber darüber ist hier nicht zu reden.
Nur der sehr allgemeine Vergleich soll hier ge-
zogen werden, wie man in Frankreich Kunst-
ausstellungen macht, und wie in Deutschland.
Der „Salon des Tuileries" spielt sich in einer
großen Baracke, dem „Palais du bois", ab:
Bretterwände, roh überzogen, als Boden die
staubige Erde mit Sand bestreut, Hängung wie
Kraut und Rüben. Platzersparnis ist Trumpf.
Nur die Kanonen bekommen „ihre" Wände.
Alles andere ist Kanonenfutter. Nein — solche
Aufmachung ist mehr als befremdend. — In
Deutschland ein wirklicher Palast, ausgewogene
Belichtung der Säle in leis differenzierten Farb-
tönen der Wandbespannung. Unterbrechung
der Raumfolge durch Brunnenhöfe, durch
möblierte Säle, durch Garteneinbauten. Raffi-
nierte Hängung jedes einzelnen Stückes. Aus-
gewogenheit des Raumganzen. Kluge, abwechs-
lungsreiche Führung durch die Säle. Voller Be-
hagen lustwandelt man in den lichtwohligen
Räumen. Die Ausstattung ist bewundernswert.
— Diese Unterschiede sind symbolisch. Aber
nicht in dem banal blickenden Sinn, als ehre
man nur bei uns die Kunst, als würde sie
in Frankreich unterschätzt. Nein, ganz und
gar nicht. Der Unterschied ist der: In Paris
ist Malerei etwas Selbstverständliches. Jeder
Zweite malt. Nur die besseren Sachen zeigt
 
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